Grenzen des Wachstums, Menschenwürde und Gemeinwohl-Ökonomie

Das erste Projektgruppentreffen nach der Auftaktveranstaltung fand im Sprachatelier der StadtBibliothek mit zwölf Teilnehmer·innen statt. Birgitt Stockinger vom Bestell-Laden Sonnenblume verwöhnte die Ankommenden mit selbstgebackenem Dinkel-Fladenbrot und in Rosmarin-Öl gebratenen Mandeln und Oliven. Eine köstliche Illustration für »Suffizienzkultur« oder »genug an genug haben«. Denn genug kann niemals zu wenig sein …

Die Präsentation steht im Forum der GWÖ-Gruppe Minden.

Wie wollen wir leben?

Lutz Dudek führte in einer einführenden Präsentation mit dieser Frage drei große Themenfelder zusammen:

Blick in die Mindener Zukunft

In einer anschließenden Blitz-Zukunftswerkstatt haben wir uns 20 Minuten lang in Kleingruppen in eine gelungene Zukunft versetzt, in der Minden seit zwei Jahren Gemeinwohl-Region ist. Was treffen wir an, wenn wir morgens wach werden? Was ist anders, was gleich geblieben?

In der folgenden Liste stehen sowohl die Stichworte aus den Kleingruppen als auch Ideen, die später noch per Mail oder Telefonat hinzu kamen:

  • kaum noch Autos in der Stadt
  • entsiegelte Flächen
  • Minden hat im Jahr des Wassers 2018 beschlossen, Schwamm-Stadt zu werden (ein Vorschlag vom NaStE-Netzwerk*)
  • begrünte Dächer und Fassaden
  • Apps und Nachbarschaftsgruppen für Fahr- und Einkaufsgemeinschaften
  • ÖPNV oder Sammeltaxi auch noch nach Kino, Theater oder Party
  • Wegwerfbehälter für Kaffee, Eis, Smoothies oder Snacks nur noch kompostierbar
  • Pfandbecher und -schalen wie z.B. von Ornamin, die überall zurückgenommen werden
  • viele Inhabergeführte Geschäfte in der Fußgängerzone
  • Verkaufspersonal, das über ökologischen Fußabdruck und globale Wertschöpfungskette der Produkte Bescheid weiß
  • statt eines Supermarkts ein Transition-Town-Zentrum in der unteren Altstadt für Food-Assemblée und Milchkiste, als Stützpunkt für SoLaWi und Essbare Stadt, … Repair- und Näh-Café, Kinder-Seconhand- und Kleider-Tauschladen, Bookcrossing-Station
  • im Umland breite, nicht bearbeitete Feldrandstreifen für Wildkräuter und -blumen
  • Insektenweiden statt Rasenflächen
  • in der Obermarkt-Passage als Bildungs- und Kulturbrücke zwischen ZOB und Fußgängerzone sind Stadtbibliothek, Musikschule und VHS, Galerieflächen für heimsiche Künstler und bezahlbare Ladenflächen für Geschäfte mit GWÖ-Siegel eingezogen

… eigentlich lauter Ideen und Vorschläge, die zum Greifen nah und realisierbar sind.

Diskussion

Die lebhafte und durchaus auch kontroverse Diskussion anschließend drehte sich um Fragen wie, ob die Gemeinwohl-Ökonomie nicht doch nur Seelenbalsam bzw. Kosmetik für die Verwerfungen und Zerstörungen durch den Raubtier-Kapitalismus ist, für Aktivisten à la Attac zu wenig ursachensensibel und -kritisch, für Volkswirte zu utopisch? Und wie denn Unternehmer und Verbraucher für die Iden gewonnen werden können?!

Feedbackrunde und Ausblick

Einige Teilnehmer·innen hätten gerne noch mehr Grundlageninformationen darüber, was GWÖ eigentlich genau ist. Sie hoffen, dass diese Lücke beim GWÖ-Treffen am 10. Januar durch den Vortrag von Albrecht Binder gefüllt wird, der zusammen mit seinen Mitarbeitern für seine vier Apotheken in Paderborn und Lippe eine Gemeinwohl-Bilanz veröffentlich hat und über seine Erfahrungen damit berichten wird.

Außerdem wurde der Wunsch geäußert, mehr junge Leute zum Mitmachen in der GWÖ-Gruppe zu bewegen. Junge, berufstätige Eltern wollen oder können abends oft nicht nochmal weg. Deshalb werden die GWÖ-Treffen am 15. Februar und 13. April um 16.30 Uhr anfangen. In Zusammenarbeit mit der evangelischen Erwachsenenbildung Lübbecke gibt es für die Kinder ein eigenes Programm und das Treffen endet mit einem gemeinsamen Abendessen.

Mehr dazu in der GWÖ-Minden-Gruppe im Forum…

*Netzwerk für Nachhaltige Stadt-Entwicklung

in Kooperation mit